Die Wahrheit über das perfekte Brautkleid

Dieser Beitrag ist allen unverheirateten Frauen gewidmet, die aufgrund von Filmen, Erzählungen oder der Serie Zwischen Tüll und Tränen glauben, dass sie das perfekte Hochzeitskleid finden, zu Tränen gerührt sein werden und ab diesem Zeitpunkt nur mehr glücklich sind.

Denn die Realität sieht anders aus. Und wie ich aufgrund meiner Instagram Story (okay, ich gebe zu ich war ein bisserl verzweifelt) zum Brautkleid festgestellt habe, ist es nicht nur mir so ergangen. Blöderweise sagt einem aber niemand das eine Brautkleidsuche alles andere als ein Zuckerschlecken ist, die Tränen aufgrund von Verzweiflung kommen und am Ende doch alles wieder gut ist. Aber fangen wir von vorne an.

Sechs Monate Lieferzeit

Die informierte Braut – oder die Braut die schon einmal Trauzeugin war – weiß, dass so ein Brautkleid ungefähr sechs Monate im Voraus bestellt werden muss. Mit genügend Zeitpuffer habe ich also mit der Suche nach dem vermeintlich perfekten Kleid begonnen. Ich habe mich dabei auf Wien beschränkt, weil mir als frischgebackene Mami mit stillendem Baby die Reise weiter weg zu anstrengend gewesen wäre.

Eines der Hauptprobleme war, dass ich in jedem Brautmodengeschäft Modelle in Größe 34-36 zur Anprobe bekommen habe. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber mindestens Größe 40. Das Ergebnis war, dass ich in JEDEM Kleid ausgesehen habe wie eine „obbundande Knackwurscht“ (dt. = abgebundene Knackwurst). Und ich meine das so, wie ich es schreibe. Von vorne ging es noch einigermaßen, aber mein Rücken bestand aus drei großen Speckrollen die sich aus dem unverschlossenen Kleid herausquetschten.

Die Verkäuferinnen haben meine Verzweiflung im Gesicht gesehen und mit aller Kraft versucht den Rücken einigermaßen im Zaum zu halten. Doch wie soll man sich für ein Kleid entscheiden, das hinten 15 Zentimeter offen ist und vorne den Busen zusammenquetscht? Außerdem sprechen wir hier von Kleidern mit einem Wert von ein paar tausend Euro.

Hinzu kommt der Druck, dass man ja das perfekte Kleid sucht. Also nicht irgendein Kleid. Das Kleid, das so wichtig ist, und bis in alle Ewigkeiten als Foto in deinem Wohnzimmer hängen wird. Und ich soll mir jetzt vorstellen, wie ich völlig fertig (weil Schlafentzug wegen Baby), bei schlechtem Licht in der Umkleidekabine am Tag meiner Hochzeit in diesem Kleid fröhlich herumschreite? Und entscheiden ob es das besondere Kleid ist? DAS Kleid bei dessen Anblick mein Zukünftiger zu Tränen gerührt sein soll? Also ganz ehrlich, da kommen mir eher Tränen der Verzweiflung.

Nun gut, ich hatte aber all meine Vorstellungskraft zusammengenommen und mich für ein Kleid mit Jäckchen von Steinecker entschieden. Davor wurde eifrig telefoniert, Fotos hin und her geschickt und insgesamt dreimal das Geschäft aufgesucht.

Wer jetzt denkt, dass nach dem Kauf das Drama vorbei war, der irrt sich und kennt mich schlecht. Denn es kamen sechs Monate Wartezeit in denen ich mich immer wieder gefragt habe: Ist es DAS Kleid? War das nicht ein bisschen komisch bei den Ärmeln? War das nicht irgendwie zu einfach geschnitten und zu wenig Hochzeitstamtam?

Mehrmals war ich bei Komolka, dem Stoffgeschäft meines Vertrauens, habe die schönen Brautmodenstoffe gestreichelt und mich gefragt, ob ich es nicht doch selber nähen sollte. Ich hatte sogar schon Entwürfe gezeichnet und mit meiner Mama und Schwester die Stoffwahl besprochen. Sie hätten es mir sogar genäht (so zwei Wochen vor der Hochzeit), wenn ich völlig durchgedreht wäre und darauf bestanden hätte.

Kurz vor der Hochzeit war es dann am schlimmsten. Auf einmal sind mir alle „Kleinigkeiten“ aufgefallen, die ich vorher nicht gesehen hatte. Drei Tage vor der Hochzeit musste meine Mama und eine gute Freundin anrücken um noch einmal das Kleid an mir begutachten. Ich glaube eher zu meiner Beruhigung als aus Notwendigkeit haben sie mir zwei zusätzliche Knöpfe eingenäht, die das Jäckchen fixieren sollten.

Der Tag der Wahrheit

Und dann kam der große Tag. Und jetzt kommt die gute Nachricht für euch liebe unverheiratete Mädls: Das Kleid war perfekt und ich habe mich super wohl gefühlt. Wenn ich mir Fotos anschaue, liebe ich es einfach. Das einzige was mir jetzt auffällt, ist dass mein Blumenstrauss bei 40 Grad den Geist aufgegeben hat. Haha.Fotos by Unkitschig

Und die Moral von der Geschichte? Ich glaube alles was in unserem Kopf mit „es muss perfekt sein“ verankert ist, ist zum Scheitern verurteilt. Stell dir vor du suchst den perfekten Job. Oder die perfekt Wohnung. Ich liebe, liebe, liebe meine Wohnung, aber perfekt ist sie nicht. Ich hatte zwei Jobs die ich sehr gerne mochte, aber perfekt waren sie nicht. Wenn ich darauf warten würde bis mein Blog perfekt ist, dann hätte ich bis heute keinen einzigen Beitrag veröffentlicht. Also fasse ich zusammen: Es gibt kein perfektes Brautkleid, aber ein Brautkleid das du lieben kannst. Vielleicht mehr als du ein ein perfektes Kleid mögen kannst.

Und weil das wahrscheinlich der einzige Post zu meiner Hochzeit bleiben wird, möchte ich dir an dieser Stelle noch zwei (eigentlich sind es drei) supertalentierte Menschen ans Herz legen. Das wären zum einen Sophie und Max von Unkitschig, die die wundervollen Hochzeitsfotos gemacht haben und die liebe Ana (E-Mail-Adresse auf Anfrage), die alle grafischen Elemente für die Hochzeit gezaubert hat.

11 Kommentare
  1. Liebe Lisa, das Kleid ist ja wunderschön! Ich plane auch (wenn ich mal heirate) mit mein eigenes Kleid zu nähen. Aber bin mir noch nicht sicher, ob ich dann wirklich das genau so umsetzen kann, wie ich es mir vorstelle….deins ist wirklich richtig toll geworden. Liebe Grüße Nicola

  2. Vielen vielen lieben Dank für deinen Artikel! Und schwupps kommen die Tränen in meine Augen, die ich bei der Entscheidung zu meinem Kleid vermisst habe. Viel zu viel DRUCK, DAS perfekte Kleid zu finden. Wunderschön geschrieben – danke!!!

  3. Liebe Randy! Vielen, lieben Dank für deine Worte. Das freut mich sehr!!!

    Fühl dich gedrückt.

    Alles Liebe,
    Lisa

  4. Ich denke, dass man sich für das Hochzeitskleid schon sehr früh informieren sollte. Die Auswahl in der Hochzeitsmode für Damen ist wirklich riesig. Außerdem ist es schwierig, ein solches Hochzeitskleid kurzfristig zu organisieren. Wie Sie bereits erwähnen, ist selbst wenn es fertig gestellt ist, eventuell nochmal anzupassen. Vielen Dank für Ihren Beitrag!

  5. Meine Schwester schaut sich gerade nach schlichten Brautkleider um. Ich wusste nicht, dass man mit einer Lieferzeit von 6 Monaten rechnen muss! Ich werde ihr diesen Artikel definitiv weiterleiten, damit sie sich die Tränen von Verzweiflung sparen kann. Vielen Dank!

  6. Ich bin auf der Suche nach Inspirationen, um das perfekte Brautkleid zu finden. Gut zu lesen, dass dein Kleid perfekt für dich war und dass du dich super wohlgefühlt hast. Das ist das Wichtigste und ich hoffe, ich werde so zufrieden sein wie du! Danke für den tollen Beitrag!

  7. Ich freue mich so, dass am Ende alles geklappt hat und du mit dem Kleid zufrieden warst! Zu dem Thema „perfekt sein“, stimme ich zu, dass alles, was in unserem Kopf verankert ist, auch zum Scheitern verurteilt ist. Es ist unmöglich perfekt in allem zu sein und wir müssen versuchen aus allem das Beste zu holen. Ich werde in 4 Monaten im Standesamt heiraten und bin auf der Suche nach einem Brautkleid. Das Kleid würde ich gerne nach der Hochzeit noch im Alltag tragen, deswegen suche ich nach einem einfachen aber eleganten Schnitt. Ich habe in einem Geschäft für Brautkleider schon einiges gesehen und werde mich wohl bald für ein Kleid entscheiden. Am Tag der Wahrheit hoffe ich auch mich in dem Kleid super wohl zu fühlen. Wünsche weiterhin alles Gute und Danke für diesen Beitrag!

  8. Ich stimme zu, dass bei den meisten Brauten der Druck besteht, sich das perfekte Brautkleid auszusuchen. Dies war auch der Fall bei meiner Tante. Zum Glück hat sie ein Brautkleid gefunden, das ihren Vorzügen perfekt entsprach, für sie also tatsächlich perfekt war.

  9. Danke für diesen Beitrag zum perfekten Brautkleid. Gut zu wissen, dass man sich nicht einen großen Kopf machen sollte dabei, da an jedem Kleid man eine Kleinigkeit findet, die einem nicht hundertprozentig gefällt. Ich recherchiere gerade dazu, da wir nächstes Jahr uns auch das Ja-Wort geben werden.

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