Endlich ist meine selbstgemachte Designertasche fertig und ich kann sie dir in voller Pracht zeigen. Und ich sage endlich, weil ich dafür gefühlte hundert Jahre gebraucht habe. Alleine schon die Zeit, die für Recherche, Materialsuche und Schnittentwicklung draufgegangen ist, schien mir unendlich. Genau so lange wie ich für die Tasche gebraucht habe, genau so lange wird dieser Artikel. Am besten du machst es dir bequem, holst Chips und Cola und lauscht, wie ich bei dieser Tasche ungefähr 1.850 Euro gespart, dafür aber viel Zeit, Nerven und Materialgeld aufgewendet habe.
Aller Anfang ist einfach
Total euphorisch bin ich in das Projekt „Designertasche nähen“ gestartet. Anfangs dachte ich, dass der Schnittentwicklungsteil der schwierigste Part werden würde. Schließlich hatte ich so eine 2.000 Euro Tasche noch nie in meinem Händen. Doch im Nachhinein hat sich die Schnittentwicklung als der einfachste Teil herausgestellt. Als Nähvorlage habe ich einen Prototyp aus Karton angefertigt und vorgenäht, sodass ich ein Modell in Originalgröße hatte. Mit ein paar kleinen Änderungen war der Schnitt somit nach nur zwei langweiligen Fernsehabenden fertig.
Jetzt ging es weiter mit der Materialsuche. Nachdem die Original-Tasche aus Leder besteht, ich aber Kunstleder verarbeiten wollte, war das gar nicht so leicht zu bewerkstelligen. Kunstleder hat nämlich im Gegensatz zu normalen Leder keine „schöne“ Innenseite. Da bei dieser Tasche aber beide Seiten sichtbar sind, musste ich klassisches Leder nachmachen. Damit die Tasche einen festen Stand hat, verstärkte ich das biegsame künstliche Leder mit einer Art Einlage. Auf diese Einlage kam dann eine Schicht Rauleder, damit die Einzelteile auf beiden Seiten verwendbar sind. Das war echt viel Arbeit, denn die Tasche bestand aufgrund der Vielschichtigkeit aus 30! Einzelteilen, die erst einmal ausgeschnitten und miteinander verklebt werden mussten.
Aufgrund der drei geklebten Schichten entstand an den Ecken ein unschöner Rand. Dieser Rand musste mit einem Material names Edge Kote nachbearbeitet werden. Auch hier reichte nicht nur eine Schicht. Insgesamt fünf Mal habe ich die Ränder mit dem flüssigen Material bestrichen. Und um ehrlich zu sein, würden auch ein paar weitere Schichten nicht schaden.
Die Nadel im Heuhaufen
Nachdem das Kunstleder fertig geklebt und die Ränder verschönert waren, begann ich damit die weiteren Einzelteile für die Tasche wie etwa Verschlüsse und Ketten zu suchen. Nach einer erfolglosen Bestellung im Internet (ich warte immer noch auf die Nachlieferung aus China) bin ich zum Schuster ums Eck gegangen und habe dort nachgefragt, ob er mir bei den Details helfen kann.
Mit drei Bestellungen und regelmäßigen Besuchen beim Schuster habe ich es dann endlich geschafft die Karabiner und Ketten zu bekommen, die ich haben wollte.
Mittlerweile habe ich schon ungefähr 150 Euro Materialkosten für die Tasche ausgegeben. Das beinhaltet Kunstleder, Rauleder, Kartonverstärkung, Lederkleber (2 Stück), Magnetverschluss, Nieten, Karabiner, Kette, Kettenhalterung, Edge Kote für die Ränderverarbeitung und Kettenringe. Sowie zusätzlich 50 Euro für die Bestellung aus China, die nie vollständig bei mir angekommen ist. Mein vorläufiges Fazit: Erstens ist die Materialsuche nicht einfach und zweitens auch nicht ganz billig.
Nachdem ich nun das ganze Material beisammen hatte, ging es endlich an das Nähen. Was ich nicht bedacht habe: Meine Nähmaschine schafft es nicht das Leder (bestehend aus drei Schichten) sauber zu verarbeiten. Ich brauchte also eine Ledernähmaschine und bin in den Schnittbogen gefahren um dort eine solche zu mieten.Nach ein paar Stunden Arbeit bin ich freudestrahlend nach Hause gekommen. Dort habe ich dann gecheckt, dass ich beim Nähen einen Fehler gemacht habe. Ein Fehler, der zwar von außen nicht gleich sichtbar, aber trotzdem vorhanden ist. Also blieb mir nichts anderes übrig, als dem Schnittbogen einen zweiten Besuch abzustatten.
Du kannst dir vorstellen wie groß der Frust zu diesem Zeitpunkt bereits war. Zumindest hatte ich beim zweiten Mal die Nähmaschine schon etwas besser im Griff und die Nähte sind beim zweiten Versuch bereits besser geworden.
Die Jungfernfahrt
Nach dem zweiten Besuch im Schnittbogen und einer weiteren Schicht Edge Kote war meine Designertasche dann endlich bereit für die Jungfernfahrt. Ein Einkauf bei Hofer war die beste Gelegenheit dafür. Auf Facebook und Instagram habe ich das gleich gepostet.
Und was ist passiert? Nach zwei Minuten hat sich die erste Niete gelöst und die Tasche ist mir von der Schulter auf die kleinen, gelben Hoferfließen gekracht. Natürlich ist das kein fataler Schaden, der mit ein bisschen Superkleber wieder gerichtet werden kann. Dass es so schnell ging, damit hätte ich allerdings nicht gerechnet.
Mittlerweile ist der Unfall behoben und die Tasche war bereits mehrmals im Einsatz. Was sich leider jetzt schon abzeichnet ist die Tatsache, dass sich der Kleber an den Rändern löst und es etwas schmuddelig aussieht. Hier muss ich vermutlich nochmals mit Edge Kote ran. Außerdem traue ich mich nicht die Tasche allzu schwer zu beladen, weil ich Angst habe, dass sich weitere Teile lösen könnten.
Du fragst dich jetzt sicher, was ist die Moral von der Geschicht? Nun Ja: Designertaschen kauft man, oder eben nicht. Wenn man sich so eine Tasche nicht leisten kann oder will, dann kann man diese Tasche halt einfach nicht haben. Ich habe es zwar geschafft mir diese Tasche nachzunähen, doch so wirklich zufrieden bin ich damit nicht. Außerdem hat es trotzdem vergleichsweise viel Geld gekostet. Um diesen Preis hätte ich mir wahrscheinlich eine günstigere aber haltbarere Tasche kaufen können.
Das einzige was bleibt ist der Stolz zu sagen, dass ich die Tasche selbstgemacht habe. Und sie auf den ersten Blick dem Original sehr ähnlich sieht. Und niemand so eine Tasche hat. Und sie ist vegan. Und ich weiß genau wer sie gemacht hat. Also doch wieder ein paar Argumente etwas selber zu machen. Und schon geht das Kopfkino los, was ich mir als nächstes machen könnte. Aber jetzt erstmal ein Eis (oder mehrere) im Schwimmbad genießen, bevor ich je wieder so ein großes Projekt angehe.
Gratuliere zu Deiner Geduld. Ich habe zwar keine Designertasche gnäht, sondern eine Clutch, da ich für mein Kostüm die passend Tasche (Kostümstoff) brauchte. Das war wirklich kein Problem, habe sie wie ein Kuvert gearbeitet. Als Versteifung habe ich ein altes Röntgenbild genommen, das sich (nach einigem Herumprobieren) ganz toll mit dem Bügelisen formen läßt. Als Verschluß ein Lederschlauferl mit einem Kostümknopf.
Wow, das klingt toll. Und die Idee mit dem alten Röntgenbild ist ja genial 🙂 Freu mich, wenn du mir davon ein Foto schickst.
Alles Liebe,
Lisa
Wow die Tasche ist mega schön geworden, Respekt ! Aber der Aufwand ist ja enorm puhh…
Hatte auch schon die Überlegung Designertaschen nach zu nähen aber ich glaube ich werde es lassen, soviel Geduld besitze ich nicht ;D
Liebste Grüße
Sarah von http://sarahshopaholicc.blogspot.de/
Ich bewundere alle, die so schöne Sachen machen können. Kompliment! Das ist ein Modell von Chloe, oder? Ich hab mir zwei Faketaschen besorgt, obwohl ich so etwas nie tun wollte. Und in der Kleinstadt, in der ich wohne, ist das verlorene Liebesmüh, denn Designertaschen kennt hier keiner. Aber Hauptsache ich habe Freude damit ….
Hallo liebe Ulli!
Vielen Dank für deine Nachricht. Ja genau das ist ein Chloe Modell 🙂 Also die Ahnlehung daran 🙂 Ja, solange du eine Freude damit hast, ist das doch ganz gut 🙂
Wünsch dir einen schönen Tag und alles Liebe,
Lisa