Ich habe schon in diesem Beitrag angekündigt, dass ich mir ein Hochzeitskleid genäht habe. Und damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich meine damit ein selbstgenähtes Kleid, das ich zu einer Hochzeit getragen habe und nicht mein eigenes Hochzeitskleid. Vermutlich hast du das auch schon bei den Bildern erkannt, aber sicher ist sicher.
Vom Jersey Wickelkleid zum gemusterten Hochzeitskleid
Ich wollte mir im Sinne einer Capsule Wardrobe mehr Sachen nähen, die meiner Figur schmeicheln. Wie gut, dass derzeit Wickelröcke und Wickelkleider absolut in sind und Wickeldinger ähnlich wie das Dirndl immer eine gute Figur machen. Mein Plan: Ein umschmeichelndes unifarbenes Jerseykleid nähen. So weit so gut.Da ich für das Probekleid keinen Jersey zur Hand hatte, nahm ich diese gemusterte Webware, die ich einmal geschenkt bekommen habe. Mir ist schon klar, dass das eigentlich von vorne herein eine sinnlose Aktion war, denn Jersey verhält sich ganz anders als Webware, vor allem bei so einem Schnittmuster. Aber irgendwie hat es mir der Stoff angetan, obwohl ich ihn mir NIE gekauft hätte.
Nähen ist kein Wunschkonzert
Ich wusste also schon auf halbem Wege, dass aus meinem Jerseykleid nix wird. Deswegen habe ich auch den Schnitt angepasst und statt dem für das Wickelkleid typischen Überschlag in der vorderen Mitte den Stoff mit einem Gummiband gekräuselt. Der Ausschnitt wurde zu einem klassischen V den ich mit einem Beleg verstürzt habe. Das Armloch habe ich versäubert, umgebügelt und knapp abgenäht. Eigentlich hätte ich gerne mit Schrägband gearbeitet, aber ich hatte überhaupt keinen Stoff mehr. Und in einer anderen Farbe, beispielsweise in weiß oder in rosa hätte das zu „eingekastelt“ ausgesehen.
So gerne ich Schrägband verwendet hätte, so gerne hätte ich auch einen Gürtel genäht. Aber wenn der Stoff alle ist, ist auch das Nähen manchmal kein Wunschkonzert. Abgesehen von diesen kleinen Herausforderungen bin ich mit dem Endergebnis aber wirklich sehr zufrieden.
Ist das Kleid auch hochzeitstauglich?
Was ich nämlich wirklich an diesem Kleid liebe ist der Ausschnitt (ich habe sogar Abnäher gemacht), die Länge (ich bin ja auf einer Hochzeit und nicht in einer Disse) und tatsächlich das Muster. Wie gesagt ich hätte mir nie diesen Stoff gekauft, aber mit dem Endergebnis bin ich ganz happy. Er ist gemustert, aber nicht zu arg, dass man wie ein bunter Vogel hervorsticht.
Und ich kenne mich mit unpassenden Kleidern für eine Hochzeit aus. Zwei Beispiele gefällig? Als ich Trauzeugin war, wurde das bodenlange Kleid zu kurz abgeschnitten und der Ausschnitt war viel zu tief. Mein zweiter Fail war ein an sich wunderschönes COS Kleid, wäre da nicht die knallrote Farbe gewesen. Als ich die Fotos von mir neben der Braut gesehen habe, wäre ich am liebsten im Erdboden versunken. Ich muss ausgesehen haben wie ein Mensch mit Warnweste und blinkendem Neonschild unter beige gekleideten Pensionisten.
Das habe ich gelernt: Klare Entscheidungen treffen
Wie bei jeden Projekt habe ich wieder viel gelernt und das möchte ich dir nicht vorenthalten:
- Mach es fertig und trage das Kleid einfach: Ich wollte ein perfektes Kleid und hätte mich fast dabei verzettelt. Ich musste mich zwingen es zu tragen, weil es mir nicht zu hundert Prozent gelungen ist. Aber auch bei gekauften Kleidern ist es so, dass nicht immer alles pipifein ist und wir sie trotzdem tragen, oder?
- Mach keine halben Sachen: Ich hätte mich vorher mehr damit auseinandersetzen sollen, welchen Stoff ich verwende und was es eigentlich werden soll. Bei der Schnittkonstruktion bin ich noch von einem Jersey ausgegangen, erst später bin ich auf Webware umgeschwenkt. Eine klare Entscheidung vorab, hätte mir sehr viel Auftrennungsarbeit und Nerven erspart.