Viele haben es ja schon auf Facebook und Twitter oder in diesem Artikel mitbekommen. Vor einem Monat habe ich mit Franz Müller, 73-Jähriger Chef vom Textil Müller telefoniert. Wie es dazu gekommen ist und warum mich dieses Gespräch auch Tage später noch beschäftigt hat, möchte ich dir heute erzählen.
Im Rahmen meiner Rubrik Stoffgeschäfte in Wien werde ich dir in den nächsten Wochen ein paar meiner Lieblingsstoffgeschäfte vorstellen. Weil ich dieses Thema spannender gestalten wollte, habe ich die Besitzer der Stoffgeschäfte gebeten mir ein paar Fragen zu beantworten.Als „Digital Native“ habe ich meine Interviewfragen per E-Mail verschickt. Ich wäre auf gar keine andere Idee gekommen. So hat der Interviewpartner Zeit, sich die Antworten zurechtzulegen. Bis jetzt haben mir dann auch alle immer per E-Mail geantwortet. Doch nicht Franz Müller. Er hat mich sofort nach Erhalt meiner E-Mail angerufen und mir spontan ein Telefoninterview gegeben.
Total überrascht, dass ich tatsächlich von ihm persönlich einen Anruf bekommen habe, habe ich gespannt seinen Geschichten gelauscht und versucht alles mitzuschreiben.
Er erzählte davon, wie er es vom elterlichen Bauernhof geschafft hat mit 4.000 Schilling Starkapital und Stoffabfällen ein sehr gut laufendes Unternehmen aufzubauen. Wie er dabei menschlich geblieben ist, und dass sein Urlaub schon ein bisschen länger her ist. Genauer gesagt war sein letzter Urlaub 1983. Aber all das mache ihm nichts aus, weil er das liebt was er macht. Das habe ich übrigens auch gemerkt, als ich bei meinem letzten Besuch in Kritzendorf mit ihm ein Selfie gemacht habe. Außerdem weiß er was für ihn wichtig ist und was eben nicht. Ansonsten würde er sicherlich auch seine 100 Stunden Woche nicht schaffen.
Über dieses Gespräch habe ich noch Tage später nachgedeacht. Erstens, weil Herr Müller mit 73 Jahren sein Unternehmen mit so viel Enthusiasmius und Freude managed und zweitens weil er so viel in seinem Leben geschafft hat. Sicherlich auch mit viel Verzicht.
Genau darum geht es für mich im Leben. Etwas zu tun bzw. damit sein Geld zu verdienen, wo einem das Herz aufgeht. Und das beste ist doch, wenn man mit 73 noch immer liebend gerne jeder Tag zur Arbeit geht, oder?
Hier sind die 10 Dinge zusammengefasst, die ich von diesem Telefongespräch mitgenommen habe:
- Du musst wissen was im Leben wichtig ist
- Wenn du jemanden erreichen willst, greif zum Telefon
- Dein Job sollte dir Spaß machen
- Gönn dir ab und zu Urlaub (1983 war ich noch nicht mal geboren)
- Merke dir woher du kommst
- Sei immer höflich
- Nimm dir für das was dir wichtig ist Zeit
- Sei dir für nichts zu Schade
- Lebe deinen Traum
- Bleib dir selber treu
Außerdem hat mir Herr Müller noch ein Geheimnis verraten: Noch dieses Jahr wird ein 2000 Quadratmeter-Geschäft in Wiener Neustadt eröffnet. Das lässt mein Nähherz höher schlagen. Und wer weiß, vielleicht wird bald auch einen Nachfolger präsentiert (ein Vögelchen hat mir da etwas gezwitschert) und Herr Müller kann endlich in seinen wohlverdienten Urlaub fahren.