Meine Kindheit habe ich in einer Kleinstadt verbracht. Es gab ein Stoffgeschäft das in etwa so groß war, wie eine Garage. Die Auswahl an Stoffen war dementsprechend gering und meine Mama schwärmte mir vom riesengroßen, mehrstöckigen Stoffgeschäft in Wien vor wo es alle Stoffarten zu kaufen gäbe.Als Kind habe ich es nie in das große Stoffkaufhaus geschafft, aber seit ich in Wien lebe und das Modekolleg Herbststrasse absolvierte, kaufe ich regelmäßig bei Komolka ein. In meiner Rubrik Stoffgeschäfte in Wien stelle ich dir heute also das Stoffgeschäft meiner Kindheitsträume vor.
Bei meinem letzten Einkauf (für meine look a like Chloe Tasche) habe ich gefragt, ob ich ein paar Fotos machen darf und habe spontan ein ganz persönliches Interview mit dem sympathischen und sehr ehrlichen Herbert Komolka bekommen. Er erzählte mir von der Geschichte der Stoffgeschäfte in Wien und davon, wie sich die Industrie in den letzten Jahren entwickelt hat. Nicht immer zum guten, leider.
Es gibt nichts was es nicht gibt
Bei Komolka verteilen sich Stoffe aller Art auf 2.000 Quadratmeter. Das Sortiment reicht von Baumwolle, Chiffon, Organza, Baumwollgarbadin hin bis zu Lederimitaten und Plüsch. Aber auch Dekostoffe und Spitze für besondere Anlässe wie Hochzeit und Abendkleider sind dabei. Es gibt keine Stoffart, die überhaupt nicht zu finden ist. Das bestätigt auch Herr Komolka: „Ein Stoffgeschäft mit so einer Größe und so einem Sortiment gibt es in ganz Europa nicht. Ich sage immer wir sind das Mammut. Das letzte große Stoffgeschäft.“
Zwischen den bunten Stoffballen gibt es auch einen Bereich, besser gesagt ein Geschäft im Geschäft das Schneiderzubehör anbietet. Dort findest du Knöpfe, Scheren, Einlagen und vieles, vieles mehr was du neben Stoffen zum Nähen brauchst.
Früher war alles anders
Eingekauft werden die Stoffe auf den Messen in Paris, Mailand, München sowie im italienischen Como, dort gibt es Seidendrucke und Prato (nahe Florenz), wo die Wollweber zuhause sind. Seit 75 Jahren in der dritten Generation wird Komolka mit derzeit 50 Mitarbeitern geführt. Da greift man auf langjährige Erfahrung und eben auch eine lange Geschichte in der Stoffindustrie zurück.
Früher war das mit den Stoffgeschäften nämlich noch anders, wie mir Herbert Komolka erzählt. Da gab es in Wien 100 Stoffgeschäfte und Komolka war mit 80 Quadratmeter eines der kleineren Geschäfte. Ähnlich wie in der Bekleidungsindustrie hat sich die Produktion aber mit den Jahren nach China und Indien verlagert. Damit steigt auch die Schwierigkeit Stoffe in und aus Europa einzukaufen.
„Weil es in ganz Europa so viele Stoffgeschäfte gegeben hat, gab es damals auch Großhändler. Dieser kaufte 500 Meter und verteilte das dann an seine Kunden von Konfektion hin bis zu Meterware. Früher gab es in Österreich 50 bis 60 Vertreter, heute gibt es noch fünf. Der ganze Markt und die Produktion in Europa ist mittlerweile sehr klein geworden.“ Die logische Konsequenz: „Artikel mit höheren Preisen kommen aus Europa alles was billig ist kommt von irgendwo“, erklärt Herbert Komolka weiter. Schade, aber verständlich, denn dort wo produziert wird, gibt es auch die Lieferanten.
Bio ist nicht gleich Bio
Auf die Frage nach Biostoffen verrät mir Herbert Komolka, dass die tatsächliche Nachfrage gar nicht so groß sei. Im Sortiment sind nur ein paar ausgewählte Biostoffe zu finden: „Die Nachfrage nach Bio ist ganz klein, also mini, mini, mini und mein Bauchweh bei der Biosache ist, dass ich nicht glaube, dass das wirklich alles Bio ist was da verkauft wird. Ich will meinen Kunden nichts verkaufen, wo ich die Hand nicht dahinterhalte.“ Wer bei Komolka einkauft kann sich also sicher sein, dass die Qualität stimmt und auch das drinnen ist, was draufsteht.
Da findest du Komolka
Komolka findest du auf der Mariahilfer Straße im 7. Bezirk sowie in Favoriten auf der Laxenburger Straße und im eigenen Online-Shop. Für Schüler der Modeschulen gibt es übrigens Prozente, also Schülerausweis nicht vergessen. Außerdem findest du Komolka auf ihrer neuen Webseite mit Online-Shop und eigener Facebook Seite.
Ich hoffe, dass Komolka noch lange das Mammut unter den Stoffgeschäften bleibt und ich auch meinen Kindern vom dreistöckigen Stoffparadies vorschwärmen kann.
Es ist gut beschrieben und es gibt gute bis sehr gute Verkäuferinnen .